Interview über meine Quarantäne an der Shawnigan Lake School (Lotta N.)
Wie war die Erfahrung am Flughafen und damit, wie man durch den kanadischen Zoll kommt?
Meine Erfahrungen am Flughafen und bei der Einreise waren durchweg positiv. Alle Mitarbeiter waren sehr freundlich und hilfsbereit. Ich hatte ein wenig Angst vor den strengen Fragen bei der Einreise, jedoch waren sie sehr freundlich und überhaupt nicht schwierig. Auch die Corona Maßnahmen wurden am Flughafen und im Flugzeug von allen eingehalten und es gab keine Probleme.
Wie wurdest du auf dem Shawnigan Campus in Empfang genommen? Welche Maßnahmen bestanden im Zusammenhang mit Corona (z. B. Temperaturmessung, Abstand halten usw.)?
Als wir mit dem Bus auf dem Shawnigan Campus angekommen sind, kamen direkt zwei super nette Lehrerinnen auf uns zu und haben uns begrüßt und in die „Corona – Regeln“ eingewiesen. Sie haben uns jeweils einzeln auf unser Zimmer gebracht und uns die Bereiche gezeigt, wo wir uns aufhalten dürfen. Es wurde insgesamt sehr darauf geachtet, dass jeder eine Maske trägt und immer mindestens 2 Meter Abstand gehalten wird. Auf den Zimmern gilt die Regel, dass man immer sobald man es verlässt eine Maske zu tragen hat. Das Badezimmer darf nur von einer Person zu Zeit benutzt werden und man muss es nach dem Gebrauch desinfizieren.
Wie ist deine Unterkunft bzw. dein Zimmer?
Alle internationalen Mädchen werden auf verschiedene Häuser, wie zum Beispiel Renfrew oder Groves aufgeteilt. Ich wurde dem Haus Groves zugeteilt. Jeder hat ein eigenes Zimmer mit zwei Betten, zwei Schränken, zwei Schreibtischen und eine Fensterbank mit Polstern. Zwischen den Zimmern liegt jeweils ein Badezimmer, welches man sich mit einem anderen Mädchen teilt.
Wie war die Verpflegung organisiert?
Es gibt am Tag drei feste Mahlzeiten, welche immer vor die Zimmertür gestellt werden. Außerdem gibt es jederzeit die Möglichkeiten Snacks, wie zum Beispiel Bagels oder Obst zu bestellen, sowie Kaffee, Tee und Heiße Schokolade. Die Küche ist sehr bemüht und es wird, soweit möglich, versucht dir jeden Wunsch zu erfüllen.
Wie ist dein Tagesablauf? Zu welchen Zeiten darfst du nach draußen? Welche Aktivitäten sind geplant?
Ich stehe jeden Morgen gegen 8:00 Uhr auf, da es um 8:30 Uhr Frühstück gibt. Um 10:00 Uhr haben wir den täglichen „Health Check“, wo die Lehrer sich nach einem erkundigen und Fieber gemessen wird. Danach besteht die Möglichkeit bis 12:00 Uhr raus zu gehen und sich in dem dir zugeteilten Bereich aufzuhalten. Um 12.30 Uhr gibt es Mittagessen und danach hast du Freizeit in deinem Zimmer. Von halb drei bis fünf hat man erneut die Möglichkeit nach draußen zu gehen. Abends gibt es um 18:00 Uhr Abendessen und meistens um 19:30 Uhr ein Zoommeeting mit Aktivitäten, wie zum Beispiel eine Game-Night, Yoga oder einen Filmabend.
Konntest du andere Schüler kennenlernen?
In den Zoommeetings am Abend kann man andere Schüler sehen, jedoch ist es schwer mit ihnen in Kontakt zu treten. Ich finde es am Einfachsten, draußen neue Leute kennenzulernen, da man zwar mit Abstand, aber trotzdem persönlich reden kann. Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass jeder sehr offen und interessiert auf einen zukommt und man dadurch leicht Freunde finden kann. Eine weitere Möglichkeit sind die sozialen Medien, wie zum Beispiel Instagram oder Snapchat.
Was hat dich bei der Quarantäne überrascht?
Ich finde es am überraschendsten, wie bemüht jeder ist Quarantäne so angenehm wie möglich zu gestalten. Alle Lehrer sind extrem freundlich und probieren alles um einen glücklich zu machen. Des Weiteren bin ich überrascht, wie schnell ein Tag doch vorbei geht. Vor der Quarantäne dachte ich, dass ich nach 2 Tagen komplett eingehe, doch dies ist überhaupt nicht der Fall.
Eine Sache die mich außerdem überraschst hat ist, dass an einem Vormittag ein Puma auf dem Gelände gesichtet worden ist, weshalb wir den ganzen Tag unser Zimmer nicht verlassen durften. Shawnigan hat die Situation, jedoch sehr professionell geregelt, weshalb keiner Angst gehabt hat. Für mich war es aufjedenfall ein spannendes Ereignis, da man in Deutschland nicht jeden Tag einen Puma über das Schulgelände streifen sieht.
Was war die größte Herausforderung in der Quarantäne?
Für mich ist das schwierigste der Mangel an Bewegung. Leider besteht auf Grund des „Social Distancing“ nicht die Möglichkeit sich draußen zu bewegen, was einen psychisch sehr zu schaffen macht. Des Weiteren ist es schwierig sich den ganzen Tag mit sich alleine zu beschäftigen. Zuhause hat man durchgängig Pläne und ist mit Leuten, wie zum Beispiel Freunde oder Familie umgeben, weshalb diese drastische Umstellung anfangs schwierig war.
Was war am einfachsten in der Quarantäne?
Für mich war es sehr einfach den Jetlag zu überwinden, da man nicht direkt in einen Alltag gezwungen wurde. Des Weiteren habe ich bis jetzt noch keine großen Probleme mit Heimweh, da ich soweit die Zeit es zulässt ständig mit meiner Familie und meinen Freunden telefonieren kann.
Welche Tipps würdest du anderen Schüler für ihre Quarantänezeit geben? Was sollen sie packen? Wie können sie sich mental vorbereiten?
Mein wichtigster Tipp ist es sich nicht so viele Gedanken zu machen. Ich hatte vor der Quarantäne ehrlich gesagt sehr große Angst, da ich noch nie so lange auf mich alleine gestellt war. Diese Angst hätte ich jedoch überhaupt nicht haben müssen, da sich jeder hier sehr gut um einen kümmert. Man hat immer die Möglichkeit sich mit Lehrern oder Krankenschwestern zu unterhalten, wenn man zum Beispiel Heimweh hat oder es einem einfach nicht so gut geht. Zusätzlich hat man durch die Zoom Meetings täglich mindestens eine Stunde virtuellen Kontakt, was einem sehr hilft. Eine gute Idee ist es irgendetwas einzupacken womit du dich alleine beschäftigst. Ich habe den Fehler gemacht hauptsächlich elektronische Geräte einzupacken, welche dir auf die Dauer echt auf die Nerven gehen. Eine Idee wäre zum Beispiel einen Block zum Malen, oder ein paar Zeitschriften mitzubringen. Das Wichtigste ist aber sich nicht verrückt zu machen, da wenn man ehrlich ist zwei Wochen echt schnell vergehen.
Lotta in Schuluniform nach der Quarantänezeit
Quarantäne Interview #2 mit Catharina K.
Wie wurdest du auf dem Shawnigan Campus in Empfang genommen? Welche Maßnahmen bestanden im Zusammenhang mit Corona (z. B. Temperaturmessung, Abstand halten usw.)?
Während der Anreise war ich ziemlich gespannt und hatte Respekt vor der nächsten Zeit. Auch die lange Anreise mit verschiedenen Regeln haben mich ein wenig eingeschüchtert. Dazu kam auch noch die Traurigkeit, die sich durch das Verabschieden meiner Familie und Freunde entwickelt hat. All diese Sachen kamen auf mich zu und ich war ein bisschen überfordert. Ich fragte mich: „Werde ich mich zurechtfinden? Werde ich mich in meinem Zimmer wohl fühlen? Kann ich neue Freundschaften schließen? Wird die Quarantäne mich einsam fühlen lassen?“. Nach all den Flügen und dem vielen Warten sind wir dann endlich an der Shawnigan Lake School angekommen. Sofort wurden wir von zwei sehr netten Lehrerinnen empfangen und all meine Sorgen verschwanden in einem Satz. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich wirklich für mich interessierten und froh waren, mich kennenzulernen. Das war wirklich schön! Trotzdem haben wir uns lediglich mit einem Winken begrüßt, und stets die zwei Meter Abstand eingehalten.
Wie ist deine Unterkunft bzw. dein Zimmer?
Gleich nachdem wir angekommen sind, hat eine Lehrerin mich zu meinem Zimmer geführt, und mir ein bisschen geholfen, mich zurecht zu finden. Alle internationalen Mädchen werden in verschiedenen Häusern untergebracht. Ich wohne in dem Haus „Groves“. In meinem Zimmer stehen zwei Betten, eins davon steht leer, da ich natürlich keine Mitbewohnerin während der Quarantäne haben kann. Ansonsten stehen in meinem Zimmer zwei Schreibtische, worauf eine Sammlung an leckeren Snacks für uns platziert wurde, zwei Schränke, mehrere Regale, eine Fensterfront mit einer sitzbaren Fensterbank und gleich nebenan ein Badezimmer. Das Badezimmer teile ich mir mit meiner Nachbarin. Aufgrund dessen stehen in dem Badezimmer Desinfektionsmittel, damit wir nach dem Benutzen der Dusche, alles desinfizieren können.
Wie war die Verpflegung organisiert?
Vor jedem Zimmer in dem Haus „Groves“ steht ein Tablett. Auf diesem Tablett werden alle Mahlzeiten abgelegt, sodass man sich das Essen, ohne körperlichen Kontakt, abholen kann. Alles was wir zur Versorgung brauchen, wird dort hingestellt.
Wie ist dein Tagesablauf? Zu welchen Zeiten darfst du nach draußen? Welche Aktivitäten sind geplant?
Momentan habe ich noch einen ziemlichen Jetlag. Ich wache morgens um ungefähr 06:00 Uhr auf. Da es um 08:30 Uhr Frühstück gibt, vertreibe ich mir diese Zeitlücke damit, mit meiner Familie oder meinen Freunden zu schreiben oder zu telefonieren. Um 10:00 Uhr kommt dann eine Lehrerin und fragt mich nach meiner Gesundheit und misst anschließend mein Fieber. Das ist der „Daily Health Check“. Kurz darauf ist um 10:45 Uhr eine freiwillige „Outside Time“. Dort können wir für 75 Minuten bis 12:00 Uhr draußen in eingezeichnet Kreisen sitzen und mit anderen Mädchen quatschen. Dieser soziale Kontakt ist mir während der Quarantäne besonders wichtig. Um 12:30 Uhr gibt es dann schon Mittagessen. Dann ist um 14:30 Uhr wieder eine freiwillige „Outside Time“. Um 18:00 wird dann das Abendessen gebracht. Abends gibt es jeden Tag ein freiwilliges Zoom-Meeting, wo man zum Beispiel ein Spiel spielt, einen Film guckt oder auch Yoga macht. Das wird von einer Lehrerin geleitet und wer möchte, kann dort mitmachen.
Das sind die festen Zeiten der Quarantäne, jedoch gibt es ab und zu auch unregelmäßige Ereignisse, wie andere Zoom-Meetings oder gelieferte Snacks.
Konntest du andere Schüler kennenlernen?
In der täglichen „Outside Time“ haben wir die Chance, andere Mädchen der Schule kennenzulernen. Dort kann man sich dann zwar ein bisschen unterhalten, um jedoch wirklich sich auszutauschen und schon die ersten Freundschaften zu schließen, ist das jedoch ein bisschen schwer. Dazu kommen abends die Zoom-Meetings, wo man ein paar neue Gesichter kennenlernt, jedoch sich natürlich nicht unterhalten kann. Ansonsten ist das in dieser Zeit denke ich schwer umsetzbar.
Was hat dich bei der Quarantäne überrascht?
Ich habe mich im Vorhinein schon stark mit der anstehenden Quarantäne befasst und somit war das einzige, was mich überrascht hat die Offenheit und Fürsorglichkeit der Lehrerinnen und Mädchen. Rund um die Uhr können wir extra Essen und Trinken bestellen. Ich merke richtig, wie die Lehrer mir versuchen mit allem möglichen eine Freude zu mache. Das macht mich wirklich glücklich.
Was war die größte Herausforderung in der Quarantäne?
Das schwerste ist für mich eindeutig der wenige Kontakt zu Menschen und die dazugehörigen Unterhaltungen. Zu hause bin ich im Grunde immer von Menschen umgeben. Ich esse mit meiner Familie, gehe zur Schule, treffe mich mit Freunden und gehe zum Hockey. Dabei wird man konstant unterhalten, was mir besonders jetzt auffällt und fehlt.
Was war am einfachsten in der Quarantäne?
Ich habe während der Quarantäne natürlich wirklich viel Zeit für mich selber. Ich werde praktisch gezwungen mich mit mir selber auseinanderzusetzen. Ich kann mich auf die kommende Zeit gut einstellen. Außerdem ermöglicht mir die Quarantäne, viel mit meiner Familie und Freunden zu telefonieren, sodass ich noch gar keinen Grund für Heimweh hatte.
Welche Tipps würdest du anderen Schüler für ihre Quarantänezeit geben? Was sollen sie packen? Wie können sie sich mental vorbereiten?
Mir hat wirklich geholfen, dass ich mir schon weit vor der Quarantäne Ziele gesetzt habe, die Zeit in Anspruch nehmen. Zum Beispiel möchte ich nach der Quarantäne 10-Finger-Tippen gelernt haben. Zusätzlich habe ich mir viel Unterhaltung angeschafft, wie zum Beispiel Sudoku, Bücher, Hörbücher oder Bänder, womit ich Armbänder flechten kann.
Ein weiterer Tipp, der sehr nützlich sein könnte, ist wirklich genau das zu machen, auf das man in genau dem Moment Lust hat. Zum Beispiel hatte ich oft den Gedanken „Jetzt muss ich genau das machen“ oder „Es wäre besser, für mich das jetzt zu machen, obwohl ich auf etwas ganz anderes Lust habe“. Genau diese Gedanken würde ich ignorieren. Ich habe zum Beispiel direkt am ersten Abend, wo ich eigentlich müde war und schlafen wollte, alles auf Druck in meinem Zimmer eingeräumt und aufgeräumt. Das hat dazu geführt, dass ich am nächsten Tag nichts zu tun hatte. Man hat in der Quarantäne so unendlich viel Zeit und alles wird seine Zeit finden. Man muss sich mit nichts hetzen.